CHRONIK DES GEWERBEVEREINS WEITERSTADT
Wachsende Arbeitslosigkeit, Auftragsrückgang, zunehmende Schwarzarbeit, erhebliche Außenstände und Kapitalnot waren Kennzeichen der Weltwirtschaftskrise, die am 24. Oktober 1929 durch den Kurssturz an der New Yorker Börse ausgelöst wurde.
Auch die Gewerbetreibenden in Weiterstadt kämpften ums Überleben. Weil Probleme gemeinsam besser bewältigt werden können, schlossen sich 13 Weiterstädter Handwerker im April 1931 zu einem Gewerbeverein zusammen.
Gründungsmitglieder waren: Kinobesitzer Franz Schydlowski , Schlossermeister Johann Schamber, Bauunternehmen Peter Hirsch und Sohn, Maurermeister Johann Heß, Schlossermeister Heinrich Bender, Spengler/Installateur Fritz Schydlowski, Bäckermeister Johann Friedrich II., Malermeister Heinrich Behre, Metzgermeister Georg Linnert, Malermeister Eduard Storm II., Futtermittelhandel Michael Hamm II., Zimmermeister Georg Krämer II. und Schuhmachermeister Willi Bergmann. Den Vorstand bildeten: Franz Schydlowski, Johann Schamber, Philipp Hirsch und Georg Linnert.
Förderung des Mittelstandes, Maßnahmen gegen Schwarzarbeit, Forderung eines Befähigungsnachweises zur Verhinderung von Pfuscharbeit und Kritik am Vertragswesen der öffentlichen Hand, waren wesentliche Themen von Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen.
Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten gingen örtliche Gewerbevereine auf, bevor jedoch die braunen „Kontrolleure“ die Vereinskasse in Weiterstadt an sich reißen konnten, restaurierte der Weiterstädter Gewerbeverein mit den vorhandenen Mitteln den örtlichen Leichenwagen. 1951 begannen die Wiederbelebungsversuche des Weiterstädter Gewerbevereins (GVW).
Bis Jahresende wuchsen die Mitgliederzahlen auf 63 an. Erste Amtstat – die Mitgestaltung der Tausendjahrfeier, von Weiterstadt bei der sich der Verein mit 19 Wagen und Gruppen am Festzug beteiligte. 1952 erfolgte der Beitritt zum Haupt- (bzw. Dach-) Verband der Gewerbetreibenden.
Mit einer Weihnachtslotterie, welche bis 1978 durchgeführt wurde, sprach der Verein erstmals eine breite Öffentlichkeit an. Der Erlös wurde vorwiegend karitativen Organisationen übergeben. Auch bei einer Weihnachtsbeschenkung von hundert Kriegswaisenkindern, erntete der Gewerbeverein 1956 viele Sympathien.
In den folgenden Jahren wurden Fortbildungs- und Diskussionsabende organisiert, wodurch die Gewerbetreibenden wertvolle Informationen zur Betriebsführung erhielten.Im Frühjahr 1976 organisierte der Verein die erste „WeiGA“ (Weiterstädter Gewerbeausstellung), an der 26 Mitglieder ihre Leistungen den Bewohnern von Weiterstadt und Umgebung präsentierten. Nachdem diese ein voller Erfolg war, folgte die Fortsetzung mit WeiGA 78. 1981 feierte der Gewerbeverein sein 50-jähriges Bestehen mit einem dreitägigen Fest und der WeiGA 81 als zusätzliche Attraktion.
Seit 1984 gab es jährlich einen Weihnachtsmarkt, bei dem die Weiterstädter beim örtlichen Einzelhandel Geschenke aller Art erstehen konnten. Die Gewerbeschauen wiederholten sich nun im meist zweijährigem Rhythmus und mit jedem Mal stieg die Anzahl der Aussteller. 1993 waren es 47 Firmen, im Jahr 2000 bereits 60 Unternehmen. Zusätzliches Aufsehen erregte die Ausstellung durch ein Rahmenprogramm an drei Abenden mit deutschlandweit bekannten Bands. Unter Regie des, seit 1991 amtierenden Vereinsvorsitzenden Peter Klink, erschien im Jahr 2000 die erste Ausgabe der Informationszeitung „Gewerbe Spiegel“.
2001 folgte ein Frühlingsfest mit der ersten und größten südhessischen Automobilausstellung. Etwa 150 brandneue Fahrzeuge aller Marken und Klassen wurden erstmals entlang der Darmstädter Straße und auf dem Marktplatz ausgestellt. Im Zuge dessen fand damals auch eine Woche zuvor das bis heute bewährte Rahmenprogramm mit Konzert bekannter Interpreten für Jung und Alt statt.
Der erste verkaufsoffene Sonntag, eine weitere Neuerung, bescherte den Händlern zusätzliche Umsätze. 2003 wurden erstmalig die Automobilausstellung und die Gewerbeausstellung zu einer Großveranstaltung zusammengelegt. Etwa 25.000 Besucher pilgerten damals durch das Ausstellungsgelände. 2004 war es mit dem Eintrag ins Vereinsregister Zeit, für ein neugestaltetes Logo des Gewerbevereins Weiterstadt e.V. 2005 wurde das jährliche „Frühlingsfest“ in „WAA“ (Weiterstädter Automobilausstellung) umbenannt.
Bis heute verfolgt der Verein eine Zielrichtung: Gemeinsam den Herausforderungen des Marktes ideenreich und wirkungsvoll gegenüber zu treten und Weiterstadt als Zentrum von leistungsfähigem Handel und Gewerbe ins Blickfeld zu rücken. Somit blickt der Verein im Jahr 2021 auf 90 ereignisreiche und erfolgreiche vergangene Jahre.